Freitag, 28. Juni 2013

Koma - seine Erinnerung daran.

Vor zweieinhalb Wochen war er aus dem Koma erwacht und war jetzt in der Akut-Neurologischen Frühreha Klinik. Seit seinem Herzinfarkt, Herzstillstand und Reanimation waren jetzt knapp fünfeinhalb Wochen vergangen.

Er war nicht orientiert, d.h. er wusste nicht wo er war, wer er war, was geschehen war, wer ich war usw. Seine Erinnerung an seine Existenz war nicht mehr vorhanden.
Er hatte keine Erinnerung an seinen Aufenthalt auf der Intensivstation oder in der Kardiologie.
Sein Lang- und sein Kurzzeitgedächtnis waren nicht mehr vorhanden. Er konnte sich an nichts erinnern.
Die einzigen Erinnerungen, die er hatte, betrafen seine Arbeit, seine Fotos die er gemacht hatte. Diese konnte er immer sofort erkennen und als von ihm fotografiert identifizieren.

Behutsam begann ich ihm zu erzählen, dass er einen Herzinfarkt hatte und im Koma lag, dass er lange reanimiert werden musste, dass sein Überleben für ziemlich unwahrscheinlich gehalten wurde  sagte ich ihm nicht, da unterbrach er mich und sprach:

"Ja, ich weiß. Ich war tot -  aber noch nicht richtig. Da war ein Prof, der hat sich ganz arg für mich eingesetzt und sehr viel für mich getan, und auch noch viele andere Leute haben sich für mich eingesetzt und mir geholfen. Deshalb bin ich wieder da, wo ich bin."
Er sprach weiter uns sagte zu mir: "Es war nicht schlimm, es war in Ordnung, für mich war das okay. Das war wirklich nicht schlimm für mich, nur für Dich und die anderen war es schlimm."

Er sprach noch weiter über Dinge, die sich während seines tiefen Komas in der Klinik und auch zu Hause ereignet hatten. Er konnte über Krankenschwestern berichten die Ihn während des Komas gepflegt hatten usw., er sprach mich auf verschiedene sehr persönliche Bereiche an, die mich während seiner Komazeit beschäftigten.
Es hat mich sehr erstaunt, da ja sein Kurzzeit- und sein Langzeitgedächtnis nicht mehr vorhanden waren, dass so plötzlich diese Erinnerungen an seine Komazeit kamen.

Jetzt hatte ich die Bestätigung: Es war richtig, dass ich an seinem Krankenbett nicht erlaubte belastende und ängstigende Gespräche zu führen, mögliche schwere therapeutische / operative Eingriffe und Prognosen über den weiteren Krankheitsverlauf zu besprechen.


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